V 2.10
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Der Untergang von Fxii von Rumpelheinzchen



Kapitel V - Das Heer, es singt, der Kampf beginnt...


Die Stille war erdrückend. Aber sie war notwendig - zum Denken. Man konnte förmlich hören, was das Volk dachte. Dazu brauchte man nicht besonders begabt sein: Vielen ging es so wie mir. Viele hatten jemanden im Familien- oder Bekanntenkreis verloren. Grund war meistens direkt die fehlende Nahrung, indem die Person verhungerte, oder indirekt, indem sie sich umbrachte, weil sie keinen anderen Ausweg sah.
Und Fxii war in Schweigen versunken. Sie alle dachten noch einmal an die letzten Monate. An die Entbehrungen, die Tiefs, an den Hunger, das Leid, die Schmerzen, die Sehnsucht, die Trauer, den Verlust nahestehender Personen, die Panik, die Angst vor einem ewigen Leben in Hunger und Dunkelheit.
Auch ich dachte an Trud'. Ihr Lachen, ihr hübsches Gesicht. Ihr Mut, der selbst im Angesicht der verzweifelten Lage für uns beide reichte. Sie war alles, was ich hatte, und ich hatte sie verloren. Meine ganze Lebensgrundlage - zerstört durch den Ausfall. Die Trauer überwältigte mich. Weinend brach ich zusammen. Auch ringsherum um mich löste sich das Schweigen langsam. Vereinzelt wurden Wehlaute hörbar. Vielen ging es wie mir, und auch sie dachten nun an ihre Verstorbenen. Trotz der Dunkelheit, die nur durch den Schein einiger weniger Fackeln gebrochen wurde, sah man sie, die Fxii'ler, wie sie sich in den Armen lagen, oder auf dem Boden zusammenbrach, überwältigt von der Trauer, und der Erkenntnis, die diese eine kleine Karotte mit sich brachte: Der Verwalter hatte funktionierende Vegetationssysteme. Sicher hätten sie nicht für alle gereicht, aber man hätte zumindest den schwächsten unter uns Nahrung geben können. Trud und viele andere hätten überleben können.
Das, und vieles andere ging mir und sicher den meisten Mitbürgern durch den Kopf. Ich war am Ende meiner Kräfte. Nicht nur ich - ganz Fxii war am Boden zerstört. Langsam erhob ich mich - langsam erhoben sich auch andere wieder, man ließ einander los aus den festen Umarmungen, und Fxii wandte sich dem Palast des Verwalters zu. Der Blick fiel auf die ca. hundert Gardisten, und es fiel auf, dass auch sie eigentlich recht gut genährt aussahen, den Umständen entsprechend gut. Niemand musste es aussprechen: Die Vegetationssysteme reichten auch für hundert Gardisten zusätzlich - sie steckten da also mit drin!
Seit Tosrh's letzten Worten hatte niemand mehr laut etwas geäußert. Das war auch nicht notwendig. Alle dachten dasselbe. Und nach der langen Zeit der Stille wich die Trauer einem anderen, stärkeren Gefühl - Wut! Das Volk war wütend. Es war mehr als Wut: Die tiefsten, aggressiven Instinkte des Menschen flammten hier auf. Fxii war wachgerüttelt worden von einem gemeinsamen Feind. Wie ein einziger, kollektiver Verstand arbeiteten alle zusammen und gleichsam einer mächtigen Naturgewalt erhob sich Fxii zu vernichten diesen Feind!


Trotz der tobenden Wut um mich herum sprach noch immer niemand. Das war auch nicht nötig. Alle waren sich einig: Heute wird der Verwalter abgesetzt, koste es was es wolle. Heute würden uns auch nicht die mächtigen Waffen der Gardisten aufhalten. Viele hier sehnten ihren Tod schon seit Wochen herbei, wie auch ich. Warum also nicht wenigstens noch für eine gute Sache sterben?
So standen wir da: 1000 Einwohner auf dem riesigen Platz vor dem Palast, wutenbrannt, entschlossen, und zu allem bereit, 50m von uns entfernt 100 Gardisten, unsicheren Blickes, und sich ihres nächsten Zuges nicht klar. Langsam schritt die Front der Einwohner näher an die Gardisten heran, diese jedoch blieben trotz des mächtigen Feindes standhaft, und wichen keinen Meter. Waren ihre Waffen so mächtig, dass sie einen 10mal überlegenen Feind damit aufhalten konnten? Unsicher blieben wir stehen, 20m von der Gardistenfront entfernt, und man konnte förmlich hören, wie jeder von uns nachdachte: Willst du es wirklich so weit kommen lassen? Ist es das wert?
Ich kann nicht sagen, wie lange wir uns gegenüberstanden... eine Minute? Fünf? Zehn? Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Mittlerweile war ich mir auch nicht mehr sicher, ob wir gegen die Gardisten, welche weiterhin festen Blickes uns gegenüberstanden. Noch in Gedanken versunken, nahm ich nicht gleich wahr, wie sich Tosrh bückte, und etwas in die Hand nahm. Sein Arm ging langsam nach hinten, und schnellte plötzlich in einer elliptischen Bahn nach vorne, die Hand im Scheitelpunkt öffnend. Der erste Stein flog!
Das war der letzte Anstoß, den Fxii brauchte, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Was Tosrh begann, wurde sofort weitergeführt, und so flogen sie: Große Steine, kleine Steine, weiche Steine, harte Steine, Algen, Rattenkadaver, selbst das kostbare Holz wurde als Wurfobjekt benutzt. Ein Hagel von tausenden und abertausenden an Gegenständen kam auf die Gardisten nieder, und das war das erste Mal, dass man einen Gardisten weichen sah. Viele Steine erreichten die Gardisten nicht. Aber die, welche sie erreichten, schlugen heftig auf. Zwei Gardisten gingen zu Boden, bevor es alle Gardisten geschafft hatte, ihre Schilde hochzunehmen, um sich vor dem todbringenden Hagel zu schützen. Somit waren unsere Steine wieder wirkungslos: Die kleinen Steine kamen nicht durch die Schilde, die größeren flogen nicht weit genug, um etwas auszurichten.
Eine Zeit lang ging der Hagel weiter auf die Gardisten nieder, bis er langsam abnahm, um schließlich ganz zu verebben, und wieder standen wir, wo wir vorher waren: Sollten wir wirklich einen offenen Kampf riskieren? War es das wert?
Unbestimmte Zeit standen sich die Fronten gegenüber: Hier die noch immer wütenden Fxii'ler, da die doch nicht mehr ganz so selbstsicheren Gardisten.
"Lass mich mal auf deine Schulter!", riss mich Tosrh aus meiner Ekstase.
"Bitte?"
"Du sollst mich auf die Schultern nehmen! Huckepack, Mensch!"
"Wieso?" War er verrückt geworden?
"Mann, halt den Rand, und tu's einfach!"
Also nahm ich ihn auf die Schultern. Schwer war er geworden... oder lag das an meiner mangelnden Kraft?
So saß er nun da oben, und tat, was ich nie erwartet hatte: Er sprach laut zu Fxii!
"Freunde, ich weiß genau, was euch durch den Kopf geht!", begann er mit lauter Stimme. "Der Verwalter hat Vegetationssysteme. Viele hätten überlebt, hätten wir das gewusst. Und noch viele werden sterben, wenn wir uns heute diese Systeme nicht zu eigen machen. Ich weiß, ihr habt Angst vor den Waffen der Gardisten, Angst, zu sterben, Angst, noch jemanden zu verlieren! Aber glaubt mir: Wenn nicht heute, wann dann? Wir sind 1 zu 10 überlegen! Sagt mir, welche Waffe ist so mächtig, dass sie dagegen ankommt? Ich sage es euch: KEINE! Heute ist der Tag, an dem sich Fxii erhebt, der Tag, an dem der Wandel kommt. Ich weiß nicht, was ihr denkt, aber ich kann euch sagen, was ich denke: Heute kommt das Ende. Entweder das Ende meines Lebens, oder das Ende der Unterdrückung durch den Verwalter. KOSTE ES WAS ES WOLLE!"
Mit den letzten Worten sprang er von meinen Schultern, und lief schnellen Schrittes Richtung Gardisten. Ich weiß bis heute nicht, was mich dazu bewog, aber ich folgte ihm. Ganz Fxii, so schien es, folgte ihm, mutig, und entschlossen, heute zu siegen, oder bei dem Versuch zu sterben.
Jetzt taten die Gardisten etwas, was sie noch nie, seit ich denken kann, taten: Sie zogen ihre Waffen und zielten auf uns.
Die Bewegung der Einwohner kam kurz ins Stocken, doch Tosrh fing an, mit einem animalischen Schrei auf den Palast zuzustürmen, und Fxii folgte ihm weiterhin. Und das erste Mal sah man in den Augen der Gardisten etwas, was dort nicht zuhause war: Angst! Panik um ihr eigenes Leben. Viele ließen die Waffen fallen, und wandten sich zu Flucht. Aber an Flucht war nicht zu denken. 10 Meter bis zum Palast hatten sie, und dann standen sie vor einer Wand. Das Tor zum Palast war, wie immer, wenn der Verwalter eine Versammlung abhielt, verriegelt und der einzelne Gardist, welcher es von innen öffnen konnte, schien sich aus dem Staub gemacht zu haben.
So stürmten wir auf sie zu. Kaum einer von uns war wirklich bewaffnet. Einige hatten Gehstöcke, aber die konnten sie im dichten Gedränge nicht wirklich effizient einsetzen. Für eine Schlägerei waren wir nicht kräftig genug, also taten wir aus Verzweiflung das einzige, was uns übrig blieb: Wir schmissen uns mit unseren Körpern gegen die Gardisten, brachten sie zu Fall, und warfen uns auf sie drauf: 6 Fxii'ler pro Gardist. Sie hatten keine Chance. Unsere bloße Masse genügte, um sie zu besiegen.
Alles in allem dauerte die Schlacht nicht lange. Ausnahmslos alle Gardisten ergaben sich freiwillig angesichts der Übermacht, der sie gegenüberstanden. Auch das Tor wurde schnell geöffnet, nachdem Tosrh dem Gardisten dahinter drohte, es niederzubrennen und ihn aufzuknüpfen.
Gefesselt mit Stofffetzen aus ihrer eigenen Kleidung wurden die Gardisten zusammengedrängt von einer immernoch wütenden Masse von Fxii'lern bewacht.
Ein paar von uns drangen in den Palast ein, und erschienen wenig später mit einen total verängstigten Verwalter, gefesselt an den Händen und geknebelt, auf dem Balkon. Als er über uns erschien, sah es so aus, als würden die Fxii'ler heute das letzte Tabu brechen, und Menschenfleisch essen. Viele wollten ihn gerne tot sehen, jedoch brach wieder einmal Tosrhs Stimme das Getöse, als er sprach: "Nein, Freunde! Lasst ihn am Leben. Es gibt schlimmeres als den Tod für ihn, aber was genau das sein wird, entscheiden wir später! Es gab genug Tote in den letzten Monaten. Anders als dieser... Mensch wollen wir unsere Hände nicht mit Blut beflecken! Nun lasst uns nach Hause gehen, und morgen schauen sich die Techniker die Vegetationssysteme an!"


Erst zögernd, dann immer schneller leerte sich der Platz. Ein kleines Wachkommando für die Gardisten und den Verwalter blieb.
Wie durch ein Wunder wurde in dieser Schlacht niemand getötet. Es gab zwar einige verletzte, die sich in dem Gedränge den einen oder anderen Knochenbruch zugezogen hatten, aber auch diese sahen fröhlich aus, über das, was sie getan hatten.
Auch ich ging nach Hause, in Gedanken versunken. Ich dachte an Trud', an das Kind, dachte daran, dass sie noch leben könnten, dachte daran, wie es nun wohl weitergehen würde. Daheim angekommen, holte mich Tosrh auf.
"Sanh, schau mal, was ich hier habe!" Mit diesen Worten drückte er mir eine der Gardistenwaffen in die Hand. "Sieh sie dir näher an!"
Ich drehte sie um und um. Sie war total verrostet. Ich hatte keine Ahnung von dem Funktionsprinzip der Waffen, aber eines war klar: Eine Waffe, die so aussah, konnte nicht funktionieren, gleich welcher Art sie auch war! Nun war klar, warum die Gardisten die Waffen nie einsetzten: Sie funktionierten nicht! Alles war nur ein geschickter Trick. Sie machten uns Fxii'lern soviel Angst damit, dass gar niemand versuchte, sich mit ihnen anzulegen.
Als ich die Waffe weiterdrehte, erkannte ich eine Inschrift auf ihr. Anscheinend der Name der Waffe, der ihr von dem Volk vor Fxii gegeben wurde. Obwohl die Sprache dieses Volkes dieselbe war wie unsere, verstand ich nicht, was die Inschrift bedeuten sollte... sie war auch kaum noch lesbar, vor lauter Rost. Ich gab mir Mühe, es zu entziffern, aber alles, was ich lesen konnte, war:

Toy* "(etwas wie ein umgedrehtes 'R')" #S - Mad* i' J*pan


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Kommentare:
geschrieben von Rumpelheinzchen am 09.12.2005 um 20:31 Uhr:
So, besser? OK, ein wenig Kampf war dabei, aber keine toten (diesmal hätte auch keiner mehr sterben dürfen... die Hauptdarsteller brauch ich noch, und wenn Statisten sterben, interessierts eh keinen... mit dem Tod seiner Frau wollte ich eigentlich Betroffenheit erzeugen... (-:
geschrieben von Killerpin am 17.02.2006 um 17:23 Uhr:
haste fein gemacht , aber einige statisten hätten auch dran glauben können, denn nur mit 30 einwohner und 20 soldaten verlässt man sein bunker und nicht mit 3000 *g*
geschrieben von Rumpelheinzchen am 23.02.2006 um 20:48 Uhr:
Dann hätte Melusine wieder rumgeheult... aber keine Panik, die sterben alle noch früh genug

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