V 2.10
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Der Untergang von Fxii von Rumpelheinzchen



Kapitel IV - Erschreckende Erkenntnisse


Die letzten Wochen waren die Hölle. Seit Trud tot war, hatte mein Leben keinen Sinn mehr. Ich aß kaum noch etwas, ich schottete mich von der Außenwelt ab, kurz, ich war am Ende, mehr tot als lebendig. Wäre Tosrh nicht gewesen, ich hätte die letzten Wochen nicht überlebt. Er kam täglich vorbei, gab mir von der wenigen Nahrung, die er hatte, ab, und versuchte mich, aufzumuntern, so gut es ging. Mittlerweile gab es in ganz Fxii kaum noch brennbares Material. Nahrung war zwar immernoch ein Problem, aber für ein Stück Holz bekam man zeitweilen genügend Essen für eine ganze Woche. Neben den Ratten und den Algen an den Wänden hatten sich mit der Zeit diverse Arten von Käfern zu einer wahren Delikatesse entwickelt. Auch im Gewinnen von Wasser wahren die Einwohner von Fxii mittlerweile wahre Meister geworden. Kunststofffolien, mit Steinen an der Wand befestigt, sammelten das Wasser, dass seit kurz nach dem Ausfall hier herunterlief, in rauhen Mengen ein. Trotz der schlimmen Lage hatte sich in Fxii eine eigenständige, neue Zivilisation gebildet, von ehemals von Maschinen verwöhnten Kindern zu wahren Überlebenskünstlern.
Selbst die Selbstmordrate ging zurück. Kurz nach der Katastrophe mindestens ein Freitoter täglich, sank sie in letzter Zeit auf 1-2 Tote pro Woche. Von den ehemals 5000 waren noch ca. 3000 Fxii'ler übrig. Die Leichen wurden, wie auch schon vor dem Aufall von den Gardisten abgeholt, welche nach wie vor für sich behielten, wo sie sie hinbrachten.
Die Fxii'ler lernten endlich, wieder zusammenzuhalten, nicht wie früher, als jeder für sich lebte, sondern es herrschte ein echter Bund zwischen den Einwohnern. Ein großer Schriftsteller aus der Zeit vor Fxii soll mal gesagt haben "Halte dir einen tüchtigen Feind! Er wird dir ein Sporn sein, dich zu tummeln!" Ich denke, was dem Volk von Fxii den Ansporn gab, war der Verwalter und seine Gardisten. Wöchentlich hielt der Verwalter irgendwelche Ansprachen zur Lage von Fxii. Meist leeres Geschwätz ohne Sinn und Verstand, ohne Hoffnung und Lichtblicke, aber es schürte jedesmal wieder das Feuer in den Herzen des Volkes. Trotz der schlimmen Lage stand der Verwalter immer fröhlich und wohlgenährt auf seinem Balkon, obwohl man ihm ansah, wie er sich bemühte, ebenso arm auszusehen wie wir.
Es gingen die Gerüchte rum, der Verwalter hätte noch riesige Reserven an Notrationen, die ganz Fxii wochenlang hätten ernähren können. Keiner konnte das beweisen, aber es reichte, die Gemüter zu erhitzen. Niemand jedoch wagte, gegen den Verwalter, oder vielmehr seine Gardisten anzugehen. Sie hatten mächtige Handwaffen, deren Kraft ausreichen solle, einen Menschen einfach zu töten. Das Volk, das vor Fxii lebte, besaß angeblich viele davon, benutzten sie jedoch zu bösen Zwecken, weswegen es in Fxii keine mehr gab. Die Gardisten stießen nur auf einem Streifzug auf diese alten Waffen, und seitdem beschützten sie den Verwalter damit. Sie hatten jedoch noch nie ihre Waffen benutzen müssen, da Fxii alles in allem ein friedlicher Ort war, selbst jetzt, nach dem Ausfall...


"Hey, Sanh! Ich finde, es ist Zeit, das Haus mal wieder zu verlassen!"
Das war sein Standardspruch, jeden Morgen, wenn er kam, mit dem erklärten Lebensziel, mich wieder aufzumuntern. Aber ich wollte nicht. Ich wollte einfach nur sterben, um Trud` zu folgen. Aber nicht einmal das wollte er mir gönnen, denn er brachte mir immer wieder Nahrung und Wasser. Und immer wieder siegte der Hunger über die Todessehnsucht. Doch das stimmte mich nicht fröhlicher, im Gegenteil: Ich war nicht fähig, Trud zu retten, und ich war nicht fähig, meinem Dasein ein Ende zu bereiten. Was 2 Leute pro schafften, bekam ich nicht hin. Ich war ein Versager auf ganzer Linie, ein Verlierer sondersgleichen.
Das Gespräch mit Tosrh verlief immer gleich. Ich lehnte ab, er versuchte mich zu überreden, ich verneinte weiterhin, er versuchte es weiter so lange, bis ich schließlich aggressiv wurde. Dann winkte er jedesmal ab, und beschloss, mich dafür über die aktuellen Geschehen in Fxii zu informieren. Trotz meiner Weigerung, hinauszugehen, hörte ich dennoch immer wieder fasziniert und interessiert zu.
Heute verspürte ich einfach keine Lust, mit Tosrh zu diskutieren. Jeden Tag dasselbe Thema, es ging mir auf den Keks. Doch heute, spürte ich, war etwas anders... etwas lag in der Luft, eine Veränderung, daher sagte ich: "Ja!"
"Wie, ja?"
"Ja, ich komm mit raus!"
"Warte mal... jetzt hast du mich aus dem Konzept gebracht... keine Diskussion? Keine Tosrh-News heute? Toll, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet! hmmm, was mach ich denn jetzt mit dir?"
"Ja, weiß nicht, aber wenn du nicht willst, bleib ich eben..."
"NEIN, nein, nein... ich hab's: Heute hält der Verwalter wieder eine Ansprache. Mal sehen, was er diesmal zu sagen hatte... warte, lass mich raten: 'Tja, liebe Fxii'ler, das Problem besteht weiterhin, die Techniker arbeiten dran, aber einer Lösung sind wir nicht näher... ich muss nun weiterarbeiten.', das wäre eine gute Idee... die ist so gut, dass er sie jedesmal benutzt!"
Der Verwalter? Naja, für meine "Rückkehr in die 'Zivilisation'" hatte ich mir etwas anderes vorgestellt, aber plötzlich erschien mir alles besser als dieses sinnlose Vor-sich-hin-gammeln.
Also, gingen wir denn hin, um den Worten des Verwalters zu lauschen.
Am Platz vor seinem Hause hatten sich schon viele versammelt. Die meisten kamen, wie Tosrh mir immer erzählt hatte, um ihn zu beschimpfen. Selten gab es direkte Versuche, ihm Schaden zuzufügen, und selbst wenn, ein Räuspern des Hauptmanns, ein Zucken der Gardisten, und die natürliche Angst der Fxii'ler vor den mächtigen Waffen brachte jeden dazu, zu kuschen.
Also standen die Einwohner vor dem Balkon, viele mit Algen und Ratten als Wurfgeschosse bewaffnet, und warteten auf den Verwalter. Und schon erschien er, wie immer das zufriedene Gesicht versteckend. Irgendetwas hielt er in der Hand... orange... ein Stift? Er schien es selbst erst jetzt zu bemerken, denn mit einer schnellen Bemerkung ließ er es hinter dem Rücken verschwinden.
"Tja, liebe Fxii'ler." erhob er das Wort. "Das Problem besteht weiterhin, die Techniker arbeiten dran, aber einer Lösung sind wir nicht näher... ich muss nun weitera..:" und da flogen sie auch schon die Ratten und Algen. Eine traf ihn mitten auf die Nase, worauf er die Hände schützend vor das Gesicht warf. Er bemerkte auf seiner schnellen Flucht von der Terasse gar nicht, wie ihm der Gegenstand mit Schwung aus seinen Händen auf den entglitt, einen großen Bogen über den Platz machte, um dann auf dem Boden aufzukommen, genau vor meine und Tosrhs Füße, wo es erst einmal keine Beachtung fand.
Deutlich zufriedener als vorher verließen die Einwohner den Platz. Tosrh wollte umdrehen, und gehen, auch ich wandte mich zum Verlassen des Platzes, als mein Blick auf den Gegenstand des Verwalters fiel. Irgendetwas brachte mich dazu, mich zu bücken, und ihn aufzuheben. Und was ich da in der Hand hielt, brachte mich völlig aus der Fassung. Ich hatte alles erwartet, nur nicht das! Wie versteinert stand ich da. Alles hätte ich erwartet, aber niemals das!
Tosrh, schon gute 25 Meter entfernt war, bemerkte nun auch, dass ich nicht mehr da war. Er drehte sich suchend um, fand mich schließlich auf dem Platz stehend, wie verrückt auf den Gegenstand starrend, langsam mit Tränen in den Augen.
"Sanh, was..." Als er näher kam, realisierte auch er langsam, dass ich etwas gefunden haben musste. "... was ist das?" Aber ich war nicht fähig, auch nur ein Wort herauszubekommen. Tosrh riss mir schwungvoll den Gegenstand aus der Hand, und als könnte er es nicht glauben, roch er dran, schaute ihn von allen Seiten an, und, wie um ganz sicher zu sein, bevor er seinen nächsten Schritt tat, biss er hinein, und war darauf hin gänzlich überzeugt.
"Eine..." er schluckte. "Eine... Karotte. Sanh, das ist eine Karotte. Es ist eine verdammte Karotte!" Immer lauter werdend, fing er schließlich an zu brüllen: "EINE GOTTVERDAMMTE KAROTTE!" Seine Stimme übertönte das angeregte Gemurmel der Einwohner, welche gerade den Platz verließen, beinahe, und in der darauffolgenden Stille waren seine Worte klar und deutlich zu verstehen: "DIESES VERDAMMTE SCHWEIN HAT EINE KAROTTE!!! ER HAT FUNKTIONIERENDE VEGETATIONSSYSTEME!!! ER HAT UNS ALLE VERARSCHT!!!" Er hielt die Karotte nach oben, dass ein jeder sie sehen konnte.

Leises Gemurmel erklang, als die Botschaft an jene weitergegeben wurde, welche sie nicht sofort verstanden hatten. Und dann war Stille... mehr als Stille: An keinem Tag seit dem Ausfall war es je so still wie nun. Man hörte sonst immer jemanden lachen, weinen, oder schreien, aber jetzt war es mucksmäuschenstill!
Es war die Ruhe vor dem Sturm...


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Kommentare:
geschrieben von Rumpelheinzchen am 06.12.2005 um 23:04 Uhr:
lol, ich muss gestehen: Mein Blut hat gekocht beim Schreiben... und ich hab keine Ahnung, wie es weitergeht...
geschrieben von Melusine am 08.12.2005 um 13:04 Uhr:
Na dann las die Leute mal ans Licht.
geschrieben von Rumpelheinzchen am 08.12.2005 um 22:29 Uhr:
Und, werde MelonenApfelsine, ist dies mehr in Eurem Sinne?
geschrieben von Killerpin am 17.02.2006 um 17:10 Uhr:
is nice...

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